Wir, das sind Ludwig Geisler und Hans Wiesmüller, Jahrgang 58 und 54. Da kann man schon ahnen wo die musikalische Reise hingeht. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir uns mit einer Mauer umgeben, die aus Musik der legendären 70iger und 80iger besteht. Nein, wir stehen auch im jetzt und hier, denn tolle Musik gibt es immer. Wir sind allem was mit Musik zu tun hat aufgeschlossen. Ob Musik pur, mit Literatur, mit Kabarett, mit Theater oder alles miteinander, nur gefallen muss es uns. Wenn es auch noch Leute gibt, die mit unseren kulturellen Vorlieben konform gehen und unsere Veranstaltungen auch noch besuchen, dann kann eigentlich fast nichts mehr schiefgehen – könnte man meinen. Der Name „luckyman“ hat nicht wie viele vermuten mit dem Namen Ludwig zu tun, auch nicht weil wir besonders glückliche Männer sind. Er ist wie so vieles im Leben scheinbar reiner Zufall. Bei einer Besprechung waren wir auf der Suche nach einem guten Namen, der Zugkraft haben muss. Dabei hörten wir den Song „Luckyman“ von Emerson Lake und Palmer. Das war es dann auch. Er wurde uns praktisch ins Ohr gelegt.„luckymanconcerts“, Idee, Veranstaltung und Organisation: damit wird in Zukunft Musik – Kabarett und Literatur miteinander verbunden werden.
Wie alles begann
Sommer 2004, Mühldorf, Haberkasten Innenhof, Sweet-Konzert. In der Pause unterhalten sich obige Herrschaften an der Bar, welch trostloser Zustand es eigentlich ist, dass es für nicht mehr so Junge keine Lokalität mehr gibt, wo gute Musik gespielt wird, live oder vom Plattenteller. Machen wir doch selbst was, lautet der allgemeine Tenor. 3Wochen später: an der Bar im Cafe Noah, Garching. Obige Herren beschließen selber was zu machen. Was genau weiß man nicht genau, aber es wird schon werden. Im Garchinger Freibad werden die Diskussionen intensiver und erste Ergebnisse kommen an die Oberfläche. Ein DJ- Abend mit außergewöhnlich guter Musik soll es sein, vielleicht noch mit Tanz, aber nur wer will. Als Austragungsort wird der Saal des „Gasthaus zum Bräu“ in Wald auserkoren. Wir haben nicht einmal eine DJ- Anlage, geschweige denn ein paar bunte Lichter. Wir haben eigentlich gar nichts, außer unserer Idee. Aber wie das Leben so spielt: Hans Hofer, Bandchef der neugegründeten Band „Nolyn“ bietet uns eine Anlage samt Licht an, im Gegenzug wollen sie an diesem Abend ihr erstes Konzert geben. Gesagt, getan, dann machen wir halt Liveband & DJ. Die Bühne im Bräusaal wird mit Tischen vergrößert, mit Brettern verbunden und zusammengenagelt. Ein paar alte, wacklige Bistrotische werden auch noch aufgetrieben. Ein historisches Datum wird festgelegt. Am 21.Januar 2005 wird die erste Veranstaltung von „luckymanconcerts“ steigen, „music-night“ wird der Abend genannt. Dieser Name wird uns durch die Jahre weiter begleiten. Als DJ steigt Hans in den Ring. Als Assistent wird sein alter Freund Mike mit auf die Bühne kommen. Ludwig soll sich um die Besucher kümmern.
Das erste Mal
Was waren wir nervös, bis es endlich losging. Lampenfieber plagte uns in all seinen Facetten. Haben wir an alles gedacht, haben wir im Vorfeld alles richtig gemacht? Viele wichtige Sitzungen und unzählige Telefonate wurden durchgeführt. Unermüdlich die Werbetrommel gerührt. Dann, um 22:00 Uhr war es geschafft. Die Hütte war gerammelt voll. Nach dem Auftritt von Nolyn tanzten die Leute bis 4 Uhr morgens. Es gab Szenenapplaus für die DJ`s, denn es wurden so ziemlich alle Rockkracher rausgeholt, die es gab. Um 5 Uhr morgens wurde dann der Heimweg angetreten. Wie es oft so kommt, die Musik die wir spielen wollten, spielten wir natürlich nicht, denn die Gäste wollten ganz was anderes hören. Und damit haben wir sie letztendlich bedient. Die kurze Nacht wurde am anderen Morgen erleichtert durch das Bewusstsein, dass wir etwas geschaffen hatten, das wir auf alle Fälle wiederholen wollten. Signale dazu kamen in den folgenden Tagen von vielen Seiten.
Wie es weiterging
Zwei weitere Veranstaltungen im Jahr 2005 folgten. Liveband und anschließend DJ-Musik und Tanz. Aber irgendwie funktionierte das mit dem Tanz nicht mehr so richtig im Saal. Die Besucher vergnügten sich lieber in der Bar mit ihren Freunden Jacky und Cola. Die DJ`s waren ratlos. Lag es an der Musik ? Selbst Robert, erfahrener DJ und Musikfreak der 70iger und 80iger konnte das Blatt nicht entscheidend wenden. Dann tragen wir die Musik halt den Besuchern in die Bar nach. Diese Idee zündete. Robert entdeckte seine alte Liebe neu – nämlich das Auflegen von Musik. Assistiert wird er dabei von Mike. Einhergehend damit wurde der Begriff „nach dem Konzert DJ-Party in der Bunkerbar“ kreiert. Aber wir machten immer noch Fehler. Und diese wurden intensiv bei Ramazotti mit Eis und Zitrone diskutiert. Manchmal waren wir kurz vor dem Aufgeben, wenn ein Abend mehr als dürftig verlief; dann wieder voller Euphorie, wenn wieder ein Abend super lief. So wechselten Hoch und Tiefs ab, in denen wir uns gegenseitig immer wieder aufbauten. Denn eines wollten wir im Grunde unseres Herzen eigentlich nicht: aufhören. Wir hatten Spaß an der Sache bekommen, und wollten auch allen Unkenrufen zum Trotz beweisen, dass man ohne öffentliche Gelder eine gewisse Art von Kultur machen kann. Mit Unterstützung der Brauerei, den Wirtsleuten und auch viel Eigeninitiative wurden die Räumlichkeiten in Wald/Alz so geschaffen wie sie sich jetzt den Besuchern präsentieren. Die Bühne wurde vergrößert, die Akustik durch schwarzes Moltontuch entscheidend verbessert.
Die Bühnenbeleuchtung ist dank Peter Theissig jetzt ziemlich gut. Der Saal wurde renoviert und die Heizung verbessert. Viele kleine und große Schritte wurden getan, um den Musikern und den Besuchern den Aufenthalt angenehm zu machen. Wir haben auch weiterhin vor uns nicht auf diesen Lorbeeren auszuruhen, sondern sind ständig bemüht immer noch alles besser zu machen.
Die Bands
Es gibt diesen unseligen Spruch von Hans nach der dritten Veranstaltung über den wir heute noch lachen: „ Ich weiß jetzt keine Band mehr, die wir einladen können.“ Was wir damals nicht wussten, wie viele und wie gute Bands es gibt.. Es ist kaum zu glauben, wo die mittlerweile überall herkommen um bei uns zu spielen. Aus halb Europa hatten wir Musiker zu Gast. Und sie wollen sogar ein zweites Mal spielen, weil es ihnen bei und so gut gefällt. Wie gut oder weniger gut die Bands waren, das überlassen wir scharfzüngigen und intelligenten Musikkritikern, denn zwei Dinge können wir Beide nicht: ein Musikinstrument spielen und Notenlesen. Bauchgefühl, das ist es was wir einbringen können. Wir wollen hier auch keine Bewertung abgeben, denn das wäre unfair. Nimmt man die Reaktionen der Besucher nach den Konzerten in sich auf, so kann man davon ausgehen, dass der überwiegende Teil mehr als zufrieden nach Hause ging. Einzelne Bands an dieser Stelle hervorzuheben ist müßig und das wollen wir auch nicht. Eines muss man auf alle Fälle aber festhalten. Alle Musiker waren sehr nett, sympathisch und ohne Allüren, auch wenn manche vielleicht etwas prominenter waren als andere.
Die Erweiterung(en)
Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Musik, speziell der Rockmusik mit all seinen Facetten. Irgendwann haben wir uns gefragt, war`s das, das mit der Musik oder gibt es noch etwas anderes? Können wir es wagen Veranstaltungen mit wenig oder gar keiner Musik zu organisieren und wenn ja, welche? Wir entdeckten eine gemeinsame Vorliebe für Kabarett. Literatur mit Musik ergab sich eher zufällig, dank unserer Mittlerweile guten Beziehungen zu Agenturen. Wir wagen beides, war der einstimmige Beschluss von uns beiden. Doch welche Räumlichkeit nimmt man dazu her? Ist der Bräusaal für bestuhlte Veranstaltungen zu klein? Ja, aber es ist ein Saal mit einer tollen Ausstahlung.. Es lief zäh an, denn es wurden wieder Fehler gemacht, die wir im Vorfeld nicht entdecken konnten. Hier fehlte einfach die Erfahrung mit „Nichtmusik Veranstaltungen“. Wir diskutierten uns die Köpfe heiß, was anders zu machen ist. Unsere Entschlüsse führten zu dem gewünschten Ergebnis und wir können mit Recht und einem gewissen Stolz sagen, dass wir uns ein zweites kulturelles Standbein geschaffen haben. „War das alles Beim Bräu in Wald“ haben wir uns irgendwann gefragt. Können wir auch größer und wenn ja mit was? Die Diskussionen wollten kein Ende nehmen. Pro- und Kontra wurden ausgetauscht – wir einigten uns auf das Bürgerzentrum Burgkirchen. Viermal so groß wie der Bräu und mit allen technischen Raffinessen ausgestattet. Mit der Auswahl unserer Veranstaltungen haben wir hier ins Schwarze getroffen.
Irgendwann im Laufe des Jahres 2012 sind wir über den Chiemsee gestolpert, genauer gesagt über die „MS Edeltraud“, dem größten Schiff der Chiemseeflotte. Kann man hier Veranstaltungen erfolgreich durchführen? Der Versuch wurde gewagt. Im Sommer 2014 startete das restlos ausverkaufte Rock `n Roll Schiff mit drei Livebands an Bord vom Hafen Prien/Stock aus. Dieser Erfolg ermutigte uns das Spektrum auf dem Chiemsee weiter zu entwickeln. 2014 führten wir sechs Veranstaltungen durch, u.a. mit drei ausverkauften Kabarettabenden und welch ein Wagnis für Rockfans wie wir, ein Klassikabend, unter dem Motto „Mozart auf dem Chiemsee“.
Nachdem Hans 2014 in die passive Altersteilzeit eingetreten ist, was demzufolge auch viel Freizeit bedeutet, kam die Überlegung, wo können wir noch? Wo können wir Doppelveranstaltungen durchführen aber uns nicht gegenseitig die Besucher wegnehmen? Die Wahl fiel auf die „Alte Kaserne“ in Landshut. Das Offizierskasino der Bundeswehr wurde nach Auflösung des Standorts von der Stadt Landshut übernommen und zu einem tollen Veranstaltungsort ausgebaut. Bei unserem ersten Besuch dort wurden wir mit offenen Armen empfangen. Mit Manfred Mezger, dem dortigen Leiter haben wir einen geistigen Mitstreiter in Sachen Rockmusik gefunden. Ab 2015 starten wir mit drei Konzerten in Landshut. Über die weitere Entwicklung wird zu gegebener Zeit berichtet.
Die Besucher
Es sind die Besucher, ohne die wir nicht wären was wir heute sind. Es sind auch solche, die Freunde geworden sind, und solche, ohne deren Anwesenheit einfach etwas fehlt. Man fragt sich dann nach der Veranstaltung, hast du den oder die heute nicht gesehen? Warum war er oder sie heute nicht da? Viele begleiten uns seit unseren ersten Gehversuchen und haben alle Höhen und Tiefen auch miterlebt und uns wieder aufgebaut. Viele lieb gewordene Gäste bleiben hier ungenannt. Sie sind alle irgendwann einmal als Musikfans oder einfach als neugierige Wochenendschwärmer bei uns gelandet und hängengeblieben – die magische Atmosphäre von Live-Musik lässt sie nicht mehr los. Aus vielen sporadischen Besuchern sind mittlerweile Stammgäste geworden. Und es werden immer mehr.
Zu guter Letzt
Wie lautet unser vorläufiges Fazit als Organisatoren der „music-night“ aus Garching: gerade wegen der scheinbar unübersichtlichen Anzahl von Veranstaltungen muss man sich eine Nische suchen in der man sich wohlfühlt. Durch die Verflachung der überregionalen TV – und Radiosender, wegen der Mainstreamigkeit der Musikindustrie gibt es unserer Beobachtung und durch viele Unterhaltungen bestätigt, immer mehr Leute, deren musikalische Ansprüche ausgegrenzt werden, deren musikalischen Vorlieben nur noch in kleinen Oasen zu finden sind und die vielleicht deswegen den Weg zu unseren Veranstaltungen finden.
Darum können wir auch weitermachen.
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